Sanierung und Umbau eines denkmalgeschützten Reihenmittelhauses in Nymphenburg-Gern
Das Reihenmittelhaus befindet sich in der Villenkolonie Gern im Münchner Stadtteil Nymphenburg-Gern. Die Villenkolonie wurde 1892 vom Münchner Architekten, Bauunternehmer und Projektentwickler Jakob Heilmann als städtebauliches Konzept unter dem Projektnamen „Familienhäuser-Colonie Nymphenburg-Gern“ neu gegründet und in großen Teilen durch die Bauunternehmung Heilmann&Littmann errichtet. Die Villenkolonie Gern war die erste gutbürgerliche Reihenhaussiedlung Münchens. Um den vielen in dieser Zeit nach München drängenden bildenden Künstlern adäquate Arbeits- und Wohnbedingungen zu bieten wurden 50 der insgesamt 280 Objekte als Ateliervilla oder Reihenhausatelier ausgebildet. In Folge entwickelte sich das erfolgreiche Projekt zu einem, unter gut situierten Künstlern sehr beliebten, hochrangigen Künstlerquartier. Insgesamt wohnten und arbeiteten hier rund 80 Maler, Bildhauer, Graphiker und vor allem viele Professoren der Münchner Kunstakademie. Wie auch die anderen Heilmannschen Projektentwicklungen Solln, Bogenhausen und Prinz-Ludwighöhe zählt die Villenkolonie Gern zu den architektonischen Juwelen Münchens.
Das als Einzeldenkmal geschützte historisierende Reihenmittelhaus ist Teil einer symmetrischen Reihenhausgruppe und wurde 1893 von Heilmann&Littmann erbaut. Diverse Umbauten ab der Mitte des letzten Jahrhunderts haben es teilweise des ursprünglichen Charakters beraubt. Bei der Sanierung wurde das bisherige Einfamilienhaus um einen gartenseitigen Anbau in Form eines Wintergartens erweitert. Trotz der hohen Anforderungen an den Brandschutz zeichnet sich dieser durch sehr filigrane Stahlprofile des niederländischen Spezialherstellers MHB aus. Die Umbauten der 1950er Jahre wurden zurückgebaut, die historische Substanz gesichert und restauriert, der Bestand statisch, brandschutztechnisch und energetisch ertüchtigt. Die nicht mehr historischen Fenster des Bestands wurden durch neue Holzfenster mit historischer Teilung und Profilierung ersetzt. Für die hochwertige Gestaltung der Innenräume wurden auch die Einbaumöbel und Türen entworfen.
Besonders zu erwähnen ist die Restaurierungen der historischen, in Schablonentechnik bemalten Dielenböden, die vom Holzrestaurator Michael Lock mit großer Kunstfertigkeit vorgenommen wurden. Herr Lock zeigt auf seiner Homepage einen schönen Vergleich unserer Dielenböden und der Treppe jeweils vor und nach der Restaurierung. Die in Teilbereichen noch vorhandenen Wand- und Deckenbemalungen wurden von der Restauratorin Miriam Schanz mit größtem Einfühlungsvermögen ausgeführt.
Für den Umbau wurde ein verformungsgerechte Aufmaß mithilfe eines 3D-Laserscanners erstellt. Die so entstandene Punktwolke mit über 220 Millionen Vermessungspunkten, dient uns als Grundlage für unser detailiertes dreidimensionales digitales Gebäudemodell.
Die Sanierungsmaßnahmen erfolgten in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde.
Projektinfo
Bauherr: Privat
Ort: München
Fläche BGF: 310 m²
Gebäudeklasse (BayBO Art. 2): 4
Leistungsphasen: 1-8
Fertigstellung: 2021
Fotos: © Thomas Drexel